Geschichte
1778
Joseph Kobler, Hofammann zu Rüthi, stiftet die Kapelle am Hirschensprung nach mündlicher Überlieferung, in Erfüllung eines Gelöbnisses für ein gesund geborenes Kind. Gebaut wird die Kapelle im Jahr 1778 inmitten des Weilers Hirschensprung.
1833
Die Appenzeller - Prozession wird aufgehoben; als Ersatz wird am 1. Mai-Sonntag eine Prozession in die Kapelle am Hirschensprung verordnet.
1835
Das Verwaltungs– und Rechnungswesen - bisher bei der Gemeindegüterverwaltung - wird einer Unterbehörde des Ortsverwaltungsrates aufgetragen, die sich «Pflegschaft der Kapelle am Hirschensprung» nennt.
Die Kapelle wird einer gründlichen Renovation unterzogen, unter anderem wird das Türmlein besser befestigt. Es liegen 700 Gulden Bargeld in der Kapellkasse - notabene ohne Zins. Der Weibel soll in der Kirche ausrufen, dass dieses Geld auf Pfand genommen werden könne.
1847
Mit 7000 Schindeln wird das Dach neu gedeckt. Für die in Rankweil gekauften Dachschindeln samt Schiff – und Fuhrlohn zahlt der Pfleger 14 Gulden 46 Kreuzer; dazu zahlt er der Armenanstalt für 4 Mann 4 Tag Nägelspitzen per Mann per Tag 12 Kreuzer.
1848
Die Katholische Administration fordert die Einverleibung der Kapelle und ihrer Fonde in das öffentliche Kirchengut. Der Ortsverwaltungsrat ist damit nicht einverstanden. Er ordnet auf den 19. März eine Ortsgenossenversammlung zur gesetzlichen Abstimmung an. Diese bestätigt das Eigentum an Kapelle und Fonden der Gemeinde Rüthi und beschliesst, dieselben unter keinen Umständen dem öffentlichen Kirchengut abzugeben.
1852
Die Arbeitslehrerin Franziska Frei näht ein Kleid für die Marienstatue.
1855
Die Kapelle wird durch Hochwasser des Rheins mit Letten überschwemmt.
Auch das Kind Jesu erhält eine Bekleidung.
1858
Der Mesmer Jakob Bösch schafft ein Bildnis des gekreuzigten Heilandes auf den Kapellaltar an.
1875
Die Rechnungskommission schlägt vor, die Kapelle an die Armenanstalt abzutreten mit der Auflage, dass die Kapelle dem bisherigen Zweck erhalten bleibe.
1880
Aus dem Kapellfond werden 1'000.—Franken an die Kirchgemeinde Rüthi abgetreten zur Ausführung der Kirchenerweiterung.
1887
Die Katholische Administration führt die periodische Revision durch und schlägt vor, die Kapellpflege der Kirchenverwaltung Rüthi zu Übertragen.
1899
Der Ortspräsident B. Kobler beantragt, die Kapelle an die Kirchgemeinde abzutreten. An einer kommenden Genossenversammlung soll darüber befunden werden.
1900
Die Ortsbürger beschliessen am 13. Mai die Übertragung der Kapellverwaltung an die Kirchgemeinde Rüthi. Die katholische Administration hat dazu keine Einwände, erwartet aber von der "reichen" Ortsgemeinde, dass das Kapellvermögen entsprechend geäufnet wird für einen ausreichenden Unterhalt.
Die Kirchbürger lehnen aber die Übernahme am 13. Oktober ab. Die Anwohner der Kapelle beschliessen darauf hin, die Kapelle in eigene Verwaltung zu übernehmen. Der Ortsverwaltungsrat verlangt aber, dass sich die Anwohner durch eine höhere Instanz als eigene Korporation erklären zu lassen haben.
1901
Die Administration erklärt, im Gegensatz zu einer früheren Annahme, die Ortsgemeinde als rechtmässige Eigentümerin des Kapellvermögens.
1917
Die Kapelle erhält eine kupferbraune Eternitbedachung für 500.- Franken.
1922
Bischof Robertus Bürkler segnet und weiht die Kapelle am 11. Mai. Der Kapuzinerpater Marin segnet den angeschafften Kreuzweg am 23. November.
1923
Die Glocke ist zersprungen. Sie wird zur Umgiessung in die Glockengiesserei nach Staad geschickt.
1926
Mit Zeitungsinserat wird die Beschmutzung der Kapelle unter Strafe von 10 Franken verboten. Die Mesmerin beklagte sich im Vorfeld um wiederholte Beschmutzungen der Kapelle durch Kinder.
1944
Die Einwohner von Hirschensprung und Wilsen haben aus eigener Initiative eine Kapellgenossenschaft gegründet. In die Kapellkommission wurde gewählt: Büchel August, Altverwalter, Hirschensprung, als Präsident, Frei Oskar, Verwaltungsrat, Wilsen und Bösch Alois, Landwirt, Hirschensprung. Der Ortsverwaltungsrat ersucht die Administration um Bewilligung für diese Genossenschaftsgründung. Der Administrationsrat unternimmt einen Augenschein. Aufgrund der seit eh und je bestehenden Kapellgenossenschaft und in Erkenntnis, dass die bisherigen Kapellgenossen identisch mit den Ortsgenossen sind, rät er der Ortsverwaltung und den Anwohnern ab, diese besondere Genossenschaft zu gründen. Der Administrationsrat wünscht, dass ihn die Ortsverwaltung wie früher wieder als Oberbehörde anerkenne. Er macht gleichzeitig den Vorschlag, die Kirchgemeinde könnte die Kapelle zu Eigentum übernehmen.
1945
Orts – und Kirchenverwaltung erklären sich mit der Übernahme der Kapellverwaltung durch die Anwohner einverstanden - unter jährlicher Rechnungsablage an den Administrationsrat.
1966
Die Kirchenverwaltung beabsichtigt erneut, die Kapelle in das Eigentum der Kirchgemeinde zu übernehmen.
Trotz aller Versuche der Ortsverwaltung, eine finanziell besser gestellte Trägerschaft zu finden, trotz des Verlangens der Administration nach Einverleibung des Vermögens ins öffentliche Kirchengut und trotz der gut gemeinten Übernahmeangebote der Anwohner oder der Kirchenverwaltung Rüthi blieb die Kapelle bis 2022 im Eigentum der Ortsgemeinde Rüthi - mit Erhalt - Unterhalts- und Verwaltungsauftrag.
2022
Damian Carl August Schöbi übernimmt von der Ortsgemeinde die Kapelle Hirschensprung mit der Auflage, sie zu erhalten und der Bevölkerung Zugang zu gewähren.
2023-2024
Aussen- und Innenrenovation der Kapelle unter Leitung von Josef Bösch.